Kerbespruch 1970
Wenn der
Oktober hat begonnen
die Früchte den Feldern sind entnommen,
wenn die
Arbeit ist getan
dann fängt bei uns die Kerb an.
Das ist
schon seit Jahrzehnten so
und wir sind ganz besonders froh,
dass
endlich nach langer Zeit
es mal wieder ist so weit.
Nach einer
Pause von drei Jahren
die Tradition wir wieder wahren
und wie in frühren schönen Tagen
Bärstadts alten Namen tragen,
hinaus ins
weite Taunusland
damit es jedem wird bekannt,
ein Ort der
Geselligkeit
ist Bärstadt zu seiner Kerbezeit.
Und zu
diesem gemütlichen Beisammensein
laden wir Euch alle herzlichst ein.
Und wer
schon lange nicht mehr hier
dem hat die Kerbegesellschaft, also wir
alles Lustige aufnotiert,
was hier
inzwischen ist passiert. – V i v a t!
Ein Stück
Altertum haben wir noch bewahrt
und an dem wurde auch nicht gespart,
denn nun
haben die beiden alten Brunnen
noch einen schönen Anstrich gefunden.
Komisch
wäre nur zu bemerken,
entweder
ging was schief beim werken
oder es wurde extra so gemacht
und über Schönheit nicht nachgedacht.
Denn der
eine ist innen blau gestrichen
das es das Auge doch erfreut
beim anderen ist blau vor schwarz gewichen
Drum ruf’ ich auf Ihr Leut’
Jeder der
hier zugegen
wird einen Pfennig zulegen
und von dem Erlöse dann
schaffen wir blaue Farbe an.
Damit
können wir auch dem Schwarzen geben
ein schönes blauen Innenleben. – V i v a t!
Endlich
einen Sieg errungen,
die
Kampfesstimmung ist abgeklungen
nach langer Streiterei,
Gott sei
Dank, alles vorbei.
Die
Entscheidung ist gefallen,
irgendwo in
höheren Hallen
kam man zu dem Beschluß
die MPS in Bärstadt stehen muß.
Wenn Ihr
nun noch nicht entdeckt,
was hinter
MPS sich versteckt,
dann will
ich Euch sagen nun,
dass hat
nichts mit Beat zu tun,
auch nichts
mit Pop und Sex
sondern es
ist Mittelschulkomplex.
War das
doch ein Geschrei
um dieses Bauprojekt,
Hausen, Bärstadt alle zwei
Ei, wie haben die sich doch geneckt.
Nun wurde
von oben dann bestimmt,
wer die
Baukosten mit übernimmt
und wir können stolz darauf sein,
vielleicht
zieht die Gemeinde sogar
noch höhere Steuern ein. – V i v a t!
Nun ist es
doch noch geworden,
gelungen
dieses Werk
dafür aber auf einem Berg.
Mit viel
Müh’ und Fleiß
bei Regen Wind und Eis
entstand aus dem Nichts
schweißtriefenden Angesichts
diese Halle
hier.
Erbaut von
einem jungen Verein,
unterstützt
von vielen
aber auch Neider müssen sein
denen wollten wir das Müt’chen kühlen.
Gerade
diese sollten seh’n,
es kann
auch ohne sie gehen!
Warum denn
immer das Gleiche
bevor man was sagen kann,
warum
hinauf in die höchste Eiche,
um zu
stürzen dann?
Denn nicht
immer ist es damit abgetan
bevor man was sagen kann
sollte man dann und wann
erste einmal erkunden
vielleicht im kleinen Kreis
um dann
nach wohlüberlegtem Denken
die Sache in höhere Bahnen zu lenken. – V i v a t!
Es wird einjeder wohl kennen
ohne eine Namen zu nennen,
ein Auto
mit lila Farbe ganz bedeckt
und außerdem noch weißgefleckt.
Dieses
einmalige Exemplar
stand einmal nicht mehr da,
wo es der
Besitzer abgestellt
und sicher hielt auf dieser Welt.
Dafür auf
der Tankstell’ großes Geschrei
jetzt stand der Kasten hier,
das Oelkabinett war entzwei
zerdrückt von diesem Ungetier.
Das konnt’ den Edgar nicht erquicken
und kein Fahrer zu erblicken!
Der wurde
dann sofort alarmiert
und seitdem sieht man seinen Karren
nur noch mit eingelegtem Gang
Vor seinem
Hause harren!!! – V i v a t!
Unser
schöner alter Lindenbaum
Abendziel der alten „Jungen“
Wo so
mancher schöne Traum
so manche Lieder klungen
ist heute beliebter Ausflugsort
der Jugend mit Motorensport.
Wo früher
man selbst noch singen
heute Transistoren laut erklingen,
wo man
früher saß kurz behaart
sitzt heute ein Beatle mit Gammelbart
Das geht
abends schon gegen Sieben los,
Anfahrt der
Benzinesel ganz famos
auch Schlaglochsuchgeräte sind zugegen;
Andere sich
per Pedes heranbewegen.
Sind sie
nun so angekommen,
wird das
Neueste aufs Korn genommen
mit Geschrei und Gelache ungeniert
lauthals die Probleme diskutiert.
Und weil das Reden Durst erzeugt
ist man auch gleich geneigt
diesem Zustand abzuhelfen.
Die Kneipen
sind nicht weit
wo es gibt die Gerstenflüssigkeit.
Hat man
dann genug getankt
das mancher
auch schon schwankt
geht’s wieder zu der Linde dort
um unterbrochne Reden zu führen fort.
Nur eines wurde dabei vergessen
denn mittlerweile unterdessen
es nicht mehr sieben oder Acht
sondern bald – Mitternacht.
Und das ist
nicht mehr die Stunde
um zu plaudern in lauter Runde
andere wollen schlafen zu dieser Zeit
und das geht nicht bei lauter Heiterkeit.
Drum, setzt
Eure Reden am anderen Tage fort,
dann wird
über Euch nicht geschimpft im Ort. – V i v a t!
Zwei
Schützen zogen abends aus
zu schießen eine große Maus.
Auf dem
Schlachtfeld angekommen
wurde gleich eine Ratt’ aufs Korn genommen.
Und wenn
der Abzug wird bewegt
die Kugel nach vorne fegt,
und in
einem solchen Fall,
tut’s auch
einen schönen Knall.
Dieser
wurde auch vernommen
und der Lauscher ganz versonnen
vielleicht ein alter Soldat oder mehr
meinte, das ist ein Maschinengewehr.
Und da wir
doch im Frieden,
hat er
sofort entschieden
wer das auch war, ob groß oder klein,
das müssen
Räuber sein.
Das Räuberauto
stand auch da,
worauf eine
Nummer groß und klar
diese wurde sofort aufnotiert
und am anderen Tage sofort protokolliert.
Wachmeister
Schmidt, der bekannt überall
übernahm den sehr schwierigen Fall.
Sofort hat er scharf kombiniert
und ist in Langenseifen aufmarschiert.
Von dort
aus kam er zum zweiten Mann
damit er diesen auch befragen kann.
Dann hat er
festgestellt, ganz verwirrt
der Anzeiger hat sich wohl geirrt.
Keiner ein
Wilddieb von diesen Zwei
und auch keine MG-Schießerei.
So sieht
man wieder dann und wann
wie man sich doch öfters irren kann. – V i v a t!
Viele Leute
reisen, ob groß ob klein
hinab unter
Spaniens Sonnenschein,
um sich da
auch dann und wann
zu sehen einen Stierkampf an.
Warum denn
immer gleich soweit?
Wo doch vor
einiger Zeit
solch ein
Kampf hier zugange war,
so ungefähr
vor einem halben Jahr!
Zwar kein
großes Publikum,
trotzdem
standen einige herum
um zu sehen das benannte Tier
welches außerhalb seinem Revier
auf Bärstadts Straßen lief,
und wild
nach dem Torero rief.
Am
Straßenrand nun still und stumm
stand das mutige Publikum.
Der Bulle
wild die Augen rollte,
darum auch
keiner kämpfen wollte.
Doch da
erschein der Matador,
nahm den
Bullen sich mal vor
und nach hartem Ringen,
konnte er
ihn auch bezwingen.
Also warum
denn wieder nach Spanien fort
der nächster Kampf, ist hier im Ort. – V i v a t!
Ich hoffe
nun, Ihr liebe Leut’
der
Kerbespruch hat Euch gefreut.
Ihr habt
geschmunzelt, habt gelacht
über manches vielleicht nachgedacht.
Mit meinem
Latein bin ich fast am Schluß
doch eines ich Euch noch sagen muss:
Wenn Ihr nun nach Hause geht
und sagt: „Die Kerbe, die wahr schön!“
Versprech
ich, darauf mein Wort steht
„1971 gibt
es ein Wiedersehn!!!“ – V i v a t“